Die gute Nachricht zuerst: Wie es sein Name schon erahnen lässt, ist der gutartige Lagerungsschwindel im Prinzip harmlos und gut behandelbar. Nichtsdestotrotz ist er für Betroffene sehr unangenehm und kann im Alltag ab und an zu Einschränkungen führen.

Wenn eine rasche Kopfbewegung genügt: Gutartiger Lagerungsschwindel
Was ist ein gutartiger Lagerungsschwindel?
Der gutartige Lagerungsschwindel – auch benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS) genannt – wird in der Regel durch schnelle Kopfbewegungen ausgelöst. Also beispielsweise, wenn Sie
Ihren Kopf drehen, neigen oder in den Nacken legen,
sich hinlegen,
sich bücken,
sich im Liegen umdrehen
oder sich aus einer Liegeposition aufrichten.
Dann entsteht ganz plötzlich das Gefühl, als würde sich alles um Sie herum drehen – der sogenannte Drehschwindel. Besonders charakteristisch für solch einen Schwindelanfall: Die ungewollte „Karussellfahrt“ findet schon nach wenigen Sekunden wieder ein Ende. Rund 2% der Menschen in Deutschland werden mindestens einmal in ihrem Leben von diesem Gefühl überrascht – vor allem im Alter zwischen 40 und 70 Jahren. Bei Frauen kommt es sogar doppelt so oft zu einem gutartigen Lagerungsschwindel.
Wie entsteht benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel?
Die Ursache des gutartigen Lagerungsschwindels hört sich eigentlich ganz unscheinbar an: Es wird vermutet, dass die kleinen Ohrsteinchen – auch Otolithen oder Statolithen genannt – dafür verantwortlich sind. Wenn sich diese Steinchen ablösen, gelangen sie in die sogenannten Bogengänge, die zum Gleichgewichtsorgan im Ohr gehören. Dort angekommen, rufen sie bei bestimmten Kopfbewegungen widersprüchliche Sinnesreize hervor und lösen damit den Schwindel aus.
Warum es zum Ablösen der Otolithen beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel kommt, ist derzeit noch unbekannt – Mediziner gehen jedoch von verschiedenen möglichen Ursachen aus: Zum einen könnte eine Entzündung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr der Grund für das Lösen der Steinchen sein. Vorangegangene Stürze und Verkehrsunfälle können ebenso infrage kommen. Auch fortgeschrittenes Alter kann ein Grund für dieses Ablösen und somit für den gutartigen Lagerungsschwindel sein, ebenso wie ein Schädel-Hirn-Trauma sowie andere Kopfverletzungen.

Das Innenohr spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von gutartigem Lagerungsschwindel.
Bei gutartigem Lagerungsschwindel wandern Kalksteinchen in die Bogengänge
Kalksteinchen (Otolithen) im Innenohr dienen dazu, die Bewegungen des Körpers im Raum zu erfassen.
Diese sind normalerweise fest mit dem Gewebe im Innenohr verbunden.
Durch z.B. einen Sturz oder in Folge von Entzündungen im Ohr können sich die Steinchen lösen.
Die gelösten Steinchen gelangen in die Bogengänge und irritieren die Sinneszellen.
Die Sinneszellen senden falsche Informationen über die Lage des Körpers im Raum ans Gehirn und Schwindel entsteht.

Bei gutartigem Lagerungsschwindel wandern Kalksteinchen in die Bogengänge.
Das können Sie bei gutartigem Lagerungsschwindel tun
Wenn bei Ihnen Schwindelanfälle im Alltag auftreten, ist Ihr Arzt die erste Anlaufstelle. Dieser kann den gutartigen Lagerungsschwindel anhand des sogenannten Hallpike-Tests diagnostizieren: Dabei wird Ihr Kopf und Rumpf rasch in einer fest vorgegebenen Abfolge bewegt. Der darauffolgende Schwindel und vor allem die unwillkürlichen Augenbewegungen (Nystagmen) geben dann Aufschluss darüber, welcher Bogengang betroffen ist. Dabei ist die Richtung, in die sich die Augen beim Nystagmus bewegen, entscheidend.
Wenn die Ohrsteinchen wieder in ihre natürliche Position zurückrutschen, verschwindet der gutartige Lagerungsschwindel wieder von allein. Oft werden jedoch auch sogenannte Befreiungsmanöver angewandt, um die Symptome in kurzer Zeit zu beheben. Dabei wird Ihr Kopf von einem Therapeuten in einer festen Abfolge bewegt, sodass die winzigen Steinchen an ihren „Ursprungsort“ zurückfinden. Es ist durchaus möglich, dass sich die Otolithen erneut ablösen und somit wieder Schwindel auslösen – allerdings ist auch das Befreiungsmanöver wiederholbar und „nutzt“ sich nicht etwa ab.
In der Regel werden zur Behandlung von Lagerungsschwindel keine Medikamente eingesetzt. Da die Ursache der Erkrankung „mechanisch“ ist, kann sie durch Lagerungsübungen wieder ursächlich behoben werden.
Auch Übungen zur Schulung Ihres Gleichgewichts und das Vermeiden von ruckartigen und plötzlichen Bewegungen können dazu beitragen, dass Sie der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel im Alltag kaum beeinträchtigen wird.

Lagerungsschwindel kann durch schnelle Kopfbewegungen ausgelöst werden.
Gutartiger Lagerungsschwindel - FAQs: Die wichtigsten Fragen im Überblick
Warum tritt gutartiger Lagerungsschwindel meist bei bestimmten Bewegungen auf?
Der gutartige Lagerungsschwindel wird durch abrupte Kopfbewegungen ausgelöst, wie zum Beispiel beim Umdrehen im Bett oder beim Aufrichten aus einer Liegeposition. Das liegt daran, dass sich kleine Ohrsteinchen (Otolithen) im Innenohr gelöst haben und in die Bogengänge geraten. Bei bestimmten Bewegungen reizen sie die Sinneszellen und senden falsche Signale an das Gehirn, was den Schwindel verursacht.
Welche Ursachen führen zum Ablösen der Otolithen?
Das Ablösen der kleinen Ohrsteinchen kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Mögliche Ursachen sind Entzündungen im Innenohr, frühere Stürze, Kopfverletzungen oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Auch das fortschreitende Alter kann eine Rolle spielen, da sich die Struktur des Innenohrs im Laufe der Zeit verändert.
Wie wird gutartiger Lagerungsschwindel festgestellt?
Zur Diagnose wird der Hallpike-Test durchgeführt. Dabei bewegt der Arzt Kopf und Rumpf des Patienten in einer bestimmten Reihenfolge, um Schwindel und unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmen) auszulösen. Diese Reaktion gibt Aufschluss darüber, ob ein Lagerungsschwindel vorliegt und welcher Bogengang betroffen ist.
Was kann gegen gutartigen Lagerungsschwindel getan werden?
Wenn die Ohrsteinchen wieder in ihre natürliche Position zurückkehren, verschwinden die Beschwerden oft von selbst. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, werden spezielle Lagerungsmanöver eingesetzt. Dabei wird der Kopf gezielt bewegt, um die Steinchen zurückzuleiten. Diese Methode kann wiederholt werden, falls der Schwindel erneut auftritt.
Kann gutartiger Lagerungsschwindel immer wieder auftreten?
Es ist möglich, dass sich die Otolithen erneut lösen und den Schwindel auslösen. In solchen Fällen können die Lagerungsübungen wiederholt werden.
Können bestimmte Bewegungen den Schwindel verstärken?
Besonders ruckartige oder schnelle Kopfbewegungen können die Beschwerden auslösen oder verstärken. Daher wird empfohlen, solche Bewegungen zu vermeiden und stattdessen bewusst langsam aufzustehen oder sich umzudrehen.