Wenn Sie unter Schwindel leiden, ist es hilfreich, die auftretenden Schwindelsymptome so genau wie möglich zu charakterisieren und einzuordnen – so kann Ihnen Ihr Arzt am besten weiterhelfen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Schwindel näher zu beschreiben. Von zentraler Bedeutung sind: die Art des Schwindels, die Dauer der Schwindelanfälle, die auslösenden Faktoren sowie begleitende Symptome wie Hörstörungen, Müdigkeit und Übelkeit.
Schwindel: Art, Dauer und begleitende Symptome
Rund ein Drittel aller Menschen über 60 Jahren leidet unter wiederkehrenden Schwindelgefühlen oder Gleichgewichtsstörungen. Dabei sind Schwindelsymptome sehr vielfältig: Alles dreht sich, wir fühlen neben dem Schwindel eine ständige Benommenheit und Müdigkeit oder uns wird beim Aufstehen schwarz vor Augen. In welcher Form Schwindel sich noch äußern kann und welche Symptome typisch sind.
Die verschiedenen Arten des Schwindels
Die Art des Schwindels gibt dem Arzt wichtige Hinweise darauf, wo die Ursachen der Beschwerden zu suchen sind. Die erste Frage lautet daher: „Hat der Schwindel eine Richtung?“ Schwindelgefühle, denen Sie eine bestimmte Bewegungsrichtung zuordnen können, haben oft auch eine konkrete Ursache, z.B. eine Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Solche sogenannten gerichteten Schwindelsymptome lassen sich in Dreh-, Schwank- und Liftschwindel unterteilen:
Drehschwindel
Beim Drehschwindel entsteht das Gefühl, dass die Welt um einen herum sich dreht oder wegkippt – so, als würden wir Karussell fahren. Ein solcher Schwindel tritt z.B. bei Morbus Menière, gutartigem Lagerungsschwindel oder einem akuten Ausfall des Gleichgewichtsorgans auf.
Schwankschwindel
Der Schwankschwindel schlägt sich in Gang- und Standunsicherheit nieder: Es entsteht das Gefühl, dass entweder die Umwelt schwankt oder man selbst – wie auf einem Schiff bei starkem Seegang. Dieser Schwindel ist typisch für funktionellen Schwindel.
Liftschwindel
Wie schon der Name verrät: Beim Liftschwindel fühlen wir uns wie in einem anfahrenden Fahrstuhl. Bei diesem gerichteten Schwindelsymptom scheint sich der Boden zu heben und zu senken. Liftschwindel kann ebenfalls auf somatoforme Ursachen hinweisen.
Tagebuch für Schwindelsymptome
Bei der Einordnung und Protokollierung von Symptomen unterstützt Sie ein Schwindel-Tagebuch. In dieses können Sie die wichtigsten Eckdaten der einzelnen Schwindelattacken eintragen und beim Arztbesuch gemeinsam besprechen. Anhand der Schwindelsymptome ist es dem Arzt möglich festzustellen, ob es sich beispielsweise um eine Störung des Gleichgewichtssystems handelt oder andere Ursachen für den Schwindel verantwortlich sind.
Die Dauer von Schwindelsymptomen
Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt für die Diagnosestellung sind die Schwindeldauer und die Dauer der Abstände zwischen den einzelnen Schwindelanfällen. Akuter Schwindel kann nur Sekunden, aber auch bis zu mehreren Stunden andauern. Manchmal verschwindet er, um dann genauso plötzlich wieder aufzutreten. Beim Dauerschwindel können die Schwindelsymptome sogar tagelang anhalten, die Intensität des Schwindels kann dabei variieren. Kommt es in einem Zeitraum von mehr als drei Monaten immer wieder zu Schwindelattacken, spricht man von chronischem Schwindel. Dies sind die wichtigsten Unterscheidungen zur Dauer der Schwindelsymptome:
Akute Schwindelattacken
Bei akuten Schwindelattacken kommt es zum plötzlichen Einsetzen der Schwindelsymptome. Auslöser für akuten Schwindel können z.B. Durchblutungsstörungen des Gehirns oder ein akuter einseitiger Ausfall des Gleichgewichtsorgans sein.
Rezidivierender Schwindel
Die Schwindelepisoden können von mehreren Sekunden bis zu einigen Stunden anhalten. Schwindelsymptome, die episodisch auftreten, sind z.B. typisch für Morbus Menière, gutartigen Lagerungsschwindel, eine orthostatische Dysregulation oder migränebedingten Schwindel.
Chronischer Schwindel
Von chronischem Schwindel spricht man, wenn die Schwindelsymptome über mehr als drei Monate anhalten bzw. immer wieder auftreten. Mögliche Ursachen hierfür sind z.B. funktioneller Schwindel oder auch ein beidseitiger Ausfall des Gleichgewichtsorgans. Persistierender Schwindel kann auch unauffällig beginnen und mit der Zeit immer stärker werden, wie z.B. bei einer Nervenschädigung im zentral-vestibulären System. Diese Gehirnanteile sind für die Verarbeitung der Gleichgewichtsinformationen verantwortlich.
Begleitende Symptome von Schwindelanfällen
Schwindel kommt selten allein – oft werden die Schwindelanfälle noch von weiteren Symptomen begleitet. Neben dem typischen Dreh- und Schwankgefühl oder der Benommenheit können das sein:
Übelkeit
Hörstörungen
Müdigkeit
Ohrgeräusche
Augenzittern
Herzrasen
Wie bei der Art, Intensität und Dauer des Schwindels sind auch die begleitenden Symptome ein wichtiger Hinweis auf die dahinterliegenden Ursachen. Daher ist auch die genaue Beschreibung dieser Begleitsymptome für die Diagnose von besonderer Bedeutung.
Übelkeit, Hörstörungen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Starke vegetative – also das unwillkürliche Nervensystem betreffende – Begleitsymptome, wie Übelkeit oder Schweißausbrüche können auf eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans hinweisen. Der spontan auftretende Migräne-Schwindel geht häufig mit einer gesteigerten Licht- und Geräuschempfindlichkeit einher. Solche äußeren Reize, wie Licht und Geräusche, können bei dieser Schwindelform auch als Auslöser wirken. Der Drehschwindel bei Morbus Menière ist klassischerweise mit einer einseitigen Hörminderung und Ohrgeräuschen (Tinnitus) verbunden. Auch Druck auf den Ohren kann ein begleitendes Symptom bei Morbus Menière sein.
Sehstörungen und Augenzittern
Das scheinbare Schwanken oder Zittern eines Gegenstandes, den man mit den Augen fixiert, wird als Oszillopsie bezeichnet. Dieses Phänomen kann ebenfalls bei Morbus Menière oder Neuropathia vestibularis auftreten. Im Gegensatz dazu können auch die Augäpfel selbst zittern. Ein solches Augenzittern – in der Fachsprache auch als Nystagmus bezeichnet – ist z.B. bei gutartigem Lagerungsschwindel und Neuropathia vestibularis häufig. Bei der Diagnose wird der Arzt auch Art und Richtung des Augenzitterns genau untersuchen, denn diese ist je nach Erkrankung unterschiedlich.
Herzrasen, Schwarzwerden und Sprechstörungen
Wird der Schwindel von Symptomen wie Herzrasen und Angstzuständen begleitet, liegt ein psychischer Zusammenhang mit Depressionen oder Angststörungen nahe, wie es beim funktionellen Schwindel der Fall ist. Schwarzwerden vor den Augen bis hin zum Kreislaufkollaps deutet auf einen abfallenden Blutdruck beim Aufstehen oder auch auf Herzrhythmusstörungen hin. Treten neben den typischen Schwindelsymptomen Sprech- oder Schluckstörungen auf, können diese auf eine multiple Sklerose oder einen Schlaganfall hinweisen.